How to make yer’own Handpflegecreme. Tutorial

Zwecks der besseren Lesbarkeit wurde auf das Ausschreiben der weiblichen Pronomen verzichtet, sie sind in diesem Text mit * gekennzeichnet.

Die Hände des* ambitionierten Kletterers* müssen täglich so einigen Widrigkeiten trotzen. Vor allem im Winter führen kalte Temperaturen und Heizungsluft zu trockener und rissiger Haut. Kleine und große Verletzungen, die am Fels und der Halle entstanden sind, spielen ihnen übel mit und übermäßiger Chalk Gebrauch gibt deinen Flossen schließlich den Rest. Die Haut wird dünn und brüchig. Das fühlt sich nicht nur mies an, sondern ist auch noch richtig schlecht für deine nächste Kletter- Session. Die Haut kann zuweilen zu einem limitierenden Faktor werden. Das ist ärgerlich, da du dir doch eigentlich vor genommen hast, dein Training zu optimieren, um in der nächsten Saison in Bestform zu sein.

Damit du gar nicht erst in diese Situation gerätst, ist Hautpflege angesagt. Viele auf dem Markt erhältliche Produkte enthalten aber Zusatzstoffe wie Paraffine und Co., die man sich bei genauerem Hinsehen lieber nicht einverleiben möchte. „Du bist was du isst“ gilt schließlich nicht nur für Nahrungsmittel, auch bei Kosmetikprodukten lohnt sich ein zweiter Blick. Der* gesundheitsbewusste Kletterer* achtet also darauf, was in seinem* Einkaufskorb landet, was zum nächsten Problem führt: Der Preis.

Viele Produkte, die keine Zusatzstoffe enthalten sind schlichtweg sehr teuer. Das muss aber nicht sein. Man kann sich sein Flossenfett nämlich ganz einfach selbst herstellen. Und das ist gar nicht schwer. Du brauchst lediglich eine Hand von Zutaten und ein paar geeignete Küchenutensilien und that’s it. Okay, vielleicht im Idealfall auch noch ein gewisses Interesse an Wild- und Heilkräutern, wenn du frisches Pflanzenmaterial verwenden willst (das musst du dann nämlich draußen Sammeln, es sei denn, du hast das Privileg einen gut bestückten Garten vor der Tür zu haben).

Muss aber nicht sein, das benötigte Pflanzenmaterial gibt’s nämlich auch in den meisten gut sortierten Reformhäusern in jeder größeren Kleinstadt im Tee Regal, oder ganz bequem per Post nach Hause geordert (es lebe das Internet!). Das hier wird also eine Anleitung dazu, wie du dir deine eigene natürliche Heilsalbe herstellst, die deine Hautbarriere optimal beim Wiederaufbau unterstützt. Ganz ohne unnötigen chemischen Schnickschnack und Tierversuche. Perfekt für deine geschundenen Kletter-Hände!

Ringelblumensalbe im Salbentigel
Ringelblumensalbe im Salbentigel

Du brauchst:

  • 45g Bienenwachs
  • 60g Lanolin (du kannst alternativ auch Kakaobutter o.ä. verwenden, allerdings musst du die Mengenangabe dann variieren)
  • 600ml Öl deiner Wahl als Trägerbasis (Olivenöl eignet sich besonders zur Hautpflege, du kannst aber auch Rapsöl usw. verwenden)
  • Glasgefäße (je nach Vorgehensweise -ich komme gleich auf die verschiedenen Verfahren zu sprechen- z.B. leere Marmeladengläser oder Gefäße aus hitzebeständigem Glas die es in manchen Drogerien oder im Fachgeschäft für Küchenutensilien zu kaufen gibt)
  • einen Holzstab o.ä. zum Umrühren
  • einen Teigschieber
  • ein Küchensieb
  • das Pflanzenmaterial, das du weiter verarbeiten willst
  • einen Kochtopf sowie eine funktionsfähige Herdplatte
  • optional (aber praktisch): ein Küchenthermometer

Diese Pflanzen eignen sich besonders gut, um daraus Hautpflegeprodukte herzustellen:

  • Ringelblume (Calendula officinalis)
  • Echte Kamille (Matricaria chamomilla)
  • Lavendel (Lavandula angustifolia)
  • Große Klette (Arcitum lappa)
  • Vogelmiere (Stellaria media)
  • Schafgarbe (Achillea millefolium) – Achtung! Manche Menschen reagieren empfindlich auf Doldenblütler

Es reicht, wenn du dir zwei oder drei der oben aufgelisteten Pflanzen aussuchst, um deine Salbe herzustellen. Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Ich verwende am liebsten Ringelblumen- und Kamillenblüten. Wie bereits oben erwähnt, gibt es die losen Blüten häufig im Tee Regal (oft auch einfach im Supermarkt) zu kaufen. Wenn du dein Pflanzenmaterial besorgt hast, kannst du es auf zwei verschiedene Arten weiter verarbeiten:

Erstens: Du machst einen Kaltauszug im Marmeladenglas. Hierfür sollte das Pflanzenmaterial nicht mehr ganz frisch, sondern bereits getrocknet sein, da du die Kräuter in Gefäße legst, mit Öl übergießt und alles einige Wochen (mindestens 4, besser 6-8 Wochen) mit Küchenpapier abgedeckt an einer dunklen Stelle stehen lässt. Wenn du frisches Material benutzt, besteht die Gefahr, dass sich Schimmel bildet. Wenn du die Gefäße verschließt und die Pflanzen noch nicht 100% trocken sind, kann die Restfeuchte nicht entweichen. Auch in diesem Fall bildet sich Schimmel. Wenn du Küchenpapier als Bedeckung verwendest, kann die Feuchtigkeit nach oben entweichen. Auf der sicheren Seite bist du allerdings, wenn deine Kräuter wirklich komplett trocken sind.

Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass aufgrund des schonenden Prozesses alle heilsamen Wirkstoffe aus deinen Pflanzen erhalten bleiben, während du den Kräuterauszug machst. Der Nachteil ist, dass du etwas Geduld mitbringen musst, bis deine Pflanzen trocken sind und bis sie ihre Heilkraft dem Trägeröl übertragen haben.

Calendula officinalis
Calendula officinalis

Oder Zweitens: Du machst einen Warmauszug. Hierfür ist es von Vorteil, wenn du dir Gefäße aus hitzebeständigem Glas besorgst, es muss aber nicht zwingend sein. Ich habe Warmauszüge auch schon im Marmeladenglas gemacht, allerdings ist es dann gut, wenn du ein Küchenthermometer hast, um die Temperatur zu checken, damit dir das Glas nicht aus Versehen im Kochtopf zerspringt, weil es zu stark erhitzt wurde. Generell sollte man darauf achten, dass man den Herd nicht zu heiß einstellt, da sonst Wirkstoffe aus den Pflanzen zerstört werden können. Ich erhitze die Gefäße nie mehr als 60°C.

Du legst die Kräuter in deine Glasgefäße und übergießt sie mit dem Trägeröl, bis sie komplett bedeckt sind. Anschließend stellst du die Gefäße in einen Kochtopf ins Wasserbad (nur einige cm hoch) und erhitzt die Herdplatte auf niedriger Stufe, bis das Öl die gewünschte Temperatur erreicht hat (es darf am Boden den Gefäßes nicht zu heiß werden, also unten messen). Nun lässt du alles 1-2 Stunden vor sich hin köcheln.

Der Vorteil dieses Verfahrens ist eindeutig die Geschwindigkeit, mit der du das Endprodukt in Händen hältst (und du musst ggfls. nicht noch mal ganz von vorne beginnen, falls sich der Schimmel in deinen Gläschen breit gemacht hat), allerdings musst du dich dann auch damit abfinden, dass du nicht alles aus der Salbe herausholst, was geht, weil durch die Erhitzung Heilstoffe verloren gehen.

In der Zwischenzeit beginnst du (in einem weiteren hitzebeständigen Glasgefäß im Wasserbad) das Bienenwachs zu schmelzen, bis es sich komplett verflüssigt hat (passiert bei etwa 70-80°C). Dann fügst du das Lanolin mit dem Teigschieber hinzu (Achtung!: Es ist sehr fettig und löst sich extrem schlecht, pass also auf, dass nichts davon außerhalb deines Gefäßes landet. Es wäre außerdem gut, wenn du die oben gelisteten Utensilien, die in direkten Kontakt mit dem Wachs und dem Lanolin kommen -wie Stab zum Umrühren, Gefäße, Teigschaber etc.- nicht mehr für andere Küchenbetätigungen benötigst, sondern fortan ausschließlich zum Salbe machen benutzt, da das Saubermachen sonst zum echten Ärgernis werden kann).

Wenn du der Meinung bist, dass dein Öl nun genug Wirkstoffe aufgenommen hat (kalt: nach 6-8 Wochen, warm: nach 1-2 Std. ausköcheln), ist es an der Zeit das Material abzusieben, so dass du am Ende nur noch das flüssige Öl vor dir hast (Am besten zu drückst die Kräuter noch etwas mit deinem Teigschaber o.ä. aus, damit du dich nicht verbrennst. Die Erfahrung zeigt, dass sonst einiges an Öl und damit an potentieller Salbe an den Komposthaufen oder die Mülltonne verloren geht). Wenn du magst, kannst du deinen Auszug jetzt noch mit etwas Lavendel-/Rosen-/Teebaumöl oder Propolistropfen (… ) ergänzen (besitzt alles entzündungshemmende Eigenschaften. Lavendel- und Rosenöl geben zusätzlich einen angenehmen Duft, Teebaumöl verfügt über gute Hautpflegeeigenschaften, riecht aber etwas streng).

Matricaria chamomilla
Matricaria chamomilla

Jetzt vermischst du das Wachs und das Lanolin mit dem Trägeröl. Es ist wichtig, dass beides etwa dieselbe Temperatur hat (das Öl sollte auf 60°C ausgeköchelt werden. Es aber kann sein, dass du es am Schluss kurz! noch etwas mehr erhitzen musst, damit es sich gut mit dem Wachs und dem Lanolin vermischt). Wenn dein Öl zu kalt ist, beginnen sich Klumpen zu bilden, die die Konsistenz deiner Salbe stark beeinträchtigen. Wenn dir das passiert, musst du das Wachs-Öl Gemisch noch etwas mehr erhitzen, dann lösen sich die Klumpen wieder (Die Salbe wirkt danach immer noch gut). Wenn eine homogene Flüssigkeit entstanden ist, beginnst du alles in Aufbewahrungsgefäße wie Salbentiegel (aus der Apotheke) oder weitere Marmeladengläser mit Schraubverschluss abzufüllen. Fertig!

Das Saubermachen der Gefäße kann etwas schwierig sein, am besten klappt es, wenn man alles mit heißem Wasser übergießt und mit einem Lappen oder Schwamm auswischt, den man anschließend allerdings nur noch zum Salben-machen verwenden kann oder wegwerfen muss. Kleine Opfer sind nötig, aber deine Hände werden es dir danken!

Wenn du weniger Probleme mit deinen Händen, sondern eher mit Verspannungen der Unterarm- und Schultermuskulatur zu kämpfen hast, kannst du dir statt der Hautpflegessalbe auch deine eigene Anti-Schmerzsalbe herstellen.

Rückenverspannungen
Rückenverspannungen

Dazu musst du nur die Pflanzenarten austauschen, die Vorgehensweise ist ansonsten dieselbe. Ich verwende getrockneten Ingwer und Kurkurma (beides entzündungshemmend), getrocknete Chilischoten (regt die Durchblutung an), und wahlweise eine Pflanze, die Salicylsäure enthält (daraus wurde Aspirin entwickelt, sie wirkt stark schmerzstillend), z.B. Weidenrinde oder Mädesüß (Achtung! Das Kleine Mädesüß ist geschützt und steht auf der Roten LIste!). Geeignet sind eigentlich alle Weidenarten, sie enthalten aber mehr oder weniger Salicylsäure. Vor allem die Silberweide (Salix alba) enthält viel davon (sie wächst an feuchten Standorten an Seeufern oder entlang von Bächen im Auenwald). Du kannst aber auch einfach die Sal-Weide (Salix caprea) verwenden, die es in vielen Vorgärten und in jeder Gärtnerei zu kaufen gibt. (Die Pflanze, die um die Osterzeit mit den weiß-gelben puscheligen Kätzchen blüht).

Wenn du dich nicht so gut mit Pflanzen auskennst, aber Interesse daran hast, das zu ändern, empfehle ich dir die App FloraIncognita. Dabei handelt es sich um eine Pflanzenbestimmungs-App und ein Projekt der TU Ilmenau und dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena. Man sollte sich natürlich nicht zu 100% auf sie verlassen (vor allem wenn man sich nicht selbst gut auskennt und es um essbare Wildpflanzen geht!), aber i.d.R. spuckt dir die App relativ zuverlässig aus, welche Pflanze du vor dir hast.

Viel Erfolg (beim Sammeln)!

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Ein Gedanke zu „How to make yer’own Handpflegecreme. Tutorial

  • 16. Januar 2022 um 15:55
    Permalink

    Zur Frage ob 600ml ÖL die richtige Menge ist (Antwort der Autorin):

    Es kommt auf die Menge an Salbe an, die man machen möchte. Ich mache immer mehrere Tiegel, da die Herstellung schon etwas aufwändiger ist und ich regelmäßig viel davon benutze. Daher nehme ich 600ml Öl. Da bekommt man dann am Ende zwei große Tiegel. Man kann natürlich auch etwas weniger nehmen.

    Das Öl bestimmt das Volumen der Salbe. Lanolin und Wachs werden nur darin gelöst und verändern an der Menge nicht großartig etwas. Wenn man 60ml nehmen würde, würde man so gut wie kein Endprodukt erhalten, da die Pflanzen einiges davon aufnehmen, nach dem Auszug ausgedrückt werden und anschließend im Müll landen. Dadurch geht viel vom Öl verloren. Ich schätze am Ende bleiben etwa 300-400ml übrig, wenn man 600ml nimmt.

    Es ist aber eigentlich nicht so wichtig, wie viel Öl man nimmt. das Öl löst halt die Stoffe aus den Pflanzen und nimmt sie auf. Man muss eben schauen, dass man genug Lanolin und Wachs nimmt, damit es nicht zu flüssig wird. Man kann da aber ein bisschen rumprobieren. Die Konsistenz verändert sich dann. Mir hat sie bisher in diesem Mengenverhältnis am besten gefallen.

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