Die verschiedenen Griffarten beim Klettern
Für Kletteranfänger soll hier eine kurze Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten des Greifens gegeben werden.
Man kann die verschiedenen Arten zu Greifen in sieben Kategorien aufteilen. Die fünf interessanten sind:
- aufgestellt
- halb-offen
- offen
- aufgelegt
- Zangen
Dann gibt es noch:
- Henkel
- Mantel
aufgestellt
eng: Crimp, Full Crimp
Griffe: Leisten, Kanten
Mit aufgestellten Fingern greift man überwiegend kleine Leisten oder Kanten. Dazu bohrt man sich geradezu in den Griff und überstreckt das erste Fingerglied während das 2. und 3. Fingerglied bis zu 90° gebeugt sind. Je nachdem ob noch der Daumen als Unterstützung auf den Zeigefinger gedrückt wird, unterscheidet man zwischen Full Crimp und Crimp (deutsch: voll aufgestellt und aufgestellt). Bei den Aufstellern handelt es sich um die verletzungsanfälligste Griffform. Durch das starke Umlenken der Fingersehnen sind die Ringbänder in Gefahr. Sehnenscheidenentzündungen, oder Ringbandrisse passieren meistens durch das Aufstellen der Finger. Kapselverletzungen im vordersten Fingerglied sind durch das Überstrecken möglich.
Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob am Griffbrett oder Campusboard mit aufgestellten Finger trainiert werden soll. Vermutlich sollte jeder Kletterer selber entscheiden, ob aufgrund seiner Handanatomie und Kletterbackground ein Training sinnvoll ist, oder ob Verletzungen drohen. Ich persönlich habe das Training mit aufgestellten Fingern am Trainingsboard und Campusboard bisher weitestgehend gemieden.
halb-offen
eng: half-open
Griffe: Positive Leisten und Kanten
Etwas größere, positive Leisten oder Griffe können halb-offen gegriffen werden. Beim halb-offenen Griff ist das 2. Fingerglied bis zu 90° gebeugt. Das 3. Fingerglied ist aber nahezu gestreckt. Bei dieser Griffart haben viele Kletterer die größten Schwächen. Daher gibt es die Meinung, dass es bei einem Griffbretttraining ausreicht, nur diese halb-offene Position zu trainieren. (Train Hart But Smart oder Chris Webb Parsons). Dieser Meinung bin ich nicht – ich habe dagegen stets versucht, so viele Griffformen wie möglich an Griffbrett, Kugeln & Co zu trainieren. Der halb-offenen Position sollte man aber durchaus etwas mehr Aufmerksamkeit schenken.
offen
eng: open hand
Griffe: Löcher aber auch Leisten
Offenes oder langes Greifen ist in sehr vielen Varianten möglich. Von vier bis einem Finger ist alles möglich. Dabei sind es meist Löcher mit einer Tiefe für das erste Fingerglied, die offen gegriffen werden. Aber auch Leisten und Kanten bieten sich dafür an. Bei einem offenen Griff liegt also nur das erste oder zweite Fingerglied auf und das entsprechende Fingergelenk ist im Bereich von 45°-90° angewinkelt.
Bei Leisten ist es oft möglich sowohl aufgestellt oder aber auch offen zu greifen. Was besser ist, lässt sich nicht generell sagen. Falls aber die Kraft ausreicht, den Griff offen zu greifen, sollte man vermutlich diese Variante bevorzugen. Diese Variante schont die Kraftausdauer und Sehnen und Gelenke.
Offene Griffe sind wenig aggressiv für die Sehnen, Gelenke und Kapseln der Finger. Es können bei maximaler Belastung aber Zerrungen und Muskelfaserrisse in der Unterarmmuskulatur drohen.
aufgelegt
eng: Sloper
Griffe: Aufleger
Bei abschüssigen Griffen (Sloper, Aufleger) werden die Finger aufgelegt. Während es bei den offenen Griffen eine Art Belastungslinie quer über die Finger gibt, versucht man bei Slopern mit der größtmöglichen Fingerfläche Druck auf die Oberfläche auszuüben.
Zangen
eng: Pinches
Griffe: Zangen
Auch Zangen findet man in sehr vielen Variationen. Allen gemeinsam ist, dass der Daumen zum aktiven Zudrücken verwendet wird. Der Griff wird also mit dem Daumen und einem oder mehreren Fingern in die Zange genommen. Beim Klettern und Bouldern am Plastik stößt man sehr häufig auf diese Griffform. Im Frankenjura sind reine Zangen nicht so häufig. Es können aber viele andere Griffe auch als Zangenkombination verwendet werden, wenn man mit dem Daumen stark ist und sich eine entsprechende Grifftechnik angewöhnt.
Henkel
eng: Jug
Der Übergang vom offenen Griff zum Henkel ist fließend und wird wohl je nach Leistungslevel des Kletterers und Wandneigung unterschiedlich beurteilt. Aber als Henkel wird ein sehr guter und leicht zu haltender Griff bezeichnet!
Mantel
Bei einem Mantel handelt es sich um ein Abstützen auf den Handballen. Die Fingerspitzen zeigen oft in Richtung Körper. Diese Technik ist mehr Klettertechnik als Griff und wird dazu verwendet, um aus dem senkrechten Teil auf einen eher ebenen Teil eines Blocks zu kommen. Beim Klettern von Routen im Frankenjura ist diese Technik nahezu nie nötig. Beim Bouldern ist es hingegen oft der letzte Zug, um das Top auf einen Block zu erreichen.
Fingerklemmer/Fingerriss
Bei einem Fingerriss versucht man zwei bis vier Finger so im Riss zu verkeilen, dass man den nötigen Halt bekommt. Die Technik ist schmerzhaft und nur in speziellen Klettereien notwedig. In modernen Kletterhallen bzw. Boulderhallen sieht man Risse selten bis gar nicht.
Faustklemmer/Faustriss
Bei einem Faustriss versucht man die ganze Faust so im Riss zu verkeilen oder zusammenzupressen, dass man den nötigen Halt bekommt.
Schulterklemmer/Schulterriss
Bei einem Schulterriss steckt man den gesamten Arm und evtl. auch den Schulterbereich in den Riss, um durch Drücken oder Anlehnen halt zu bekommen. Außerdem zieht diese Technik den Körperschwerpunkt weiter in die Kletterwand rein. Diese Technik wird eher in klassischer, alpiner Kletterei angewendet.
Kamin
In einem Kamin versucht man sich mit dem ganzen Körper an den gegenüberliegenden Wänden abzustützen, reinzustemmen oder reinzuspreizen. Bei dieser klassischen, alpinen Kletterein kann man sich so z.B. mit dem Rücken an die hintere Wand drücken, während man mit beiden Füßen nach vorne Druck aufbaut. Man könnte sich aber auch seitlich stellen und mit einem Arm und Bein nach links drücken/spreizen und mit dem anderen Arm und Bein nach rechts drücken/spreizen.
Danke für die schnelle Antwort. War ja klar dass es da kein Geheimrezept gibt 😉
Der Post ist zwar schon etwas älter aber ich Probier trotzdem mein Glück:
Gibts eine Empfehlung wie man das vermehrte Klettern mit offenen Fingern (auch an Leisten) trainieren kann. Aufgrund schmerzender Fingergelenke durch zu häufiges aufstellen versuche ich bereits aktiv drauf zu achten, wechsle dann aber doch oft zum aufgestellten Griff da ich der Meinung bin dass ich die Leiste sonst nicht halte.
Hallo Basti!
Ja, ich hatte früher auch das Problem mit aufgestellten Griffen und meinen Ringbändern. Daher habe ich mir auch einen anderen Stil angeeignet: Also so oft es geht mit offenen Fingern Leisten zu greifen. Meistens sind ja die Kletterstellen so trotzdem lösbar. Bei zu schweren Leisten hab ich ausnahmsweise trotzdem die Finger aufgestellt. Aber halt nur manchmal. Im Zweifel muss man dann halt auch einen Boulder/Klettertour mal für den Tag unbezwungen lassen!
Also: Mit Disziplin und Geduld den „Greifstil“ ändern!
Viele Grüße
Christoph
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